Ob auf dem eigenen Balkon, im Hochbeet, auf dem Hausdach oder im Gemeinschafts-garten, Urban Gardening ist weit mehr als ein Trend. Es ist ein Lebensgefühl. Zu Recht, denn wo früher Obstbäume wuchsen, schossen in Stadt und Agglomeration immer mehr Betonbauten aus dem Boden.
Die Mehrheit in der Schweiz lebt im urbanem Raum, mit vielen Nachbarn und wenig Grünfläche. Verständlich, dass sich immer mehr Stadtmenschen durch Urban Gardening etwas Natur ins Wohngebiet holen, oder in Schrebergärten ihr Stück Paradies suchen. Es braucht nicht zwingend ein Gartenbeet, um eigenes Gemüse zu züchten, Blumen zu säen oder gar die Artenvielfalt zu fördern. Auch ein Balkongarten tut's.
Die grüne Revolution im Balkonbeet
Unter dem Begriff Urban Gardening versteht man das Gärtnern auf kleinem Raum. Vom eigenen Balkonbeet, über den Schrebergarten-Verein bis hin zum kompakten, vertikalen Garten: Sie alle schöpfen den kostbaren Boden maximal aus. Manche Architekten begrünen sogar ganze Häuserfassaden, wie das Projekt “bosco verticale” in Mailand beweist.
Urban Gardening ist allerdings kein ein neues Phänomen. Die Ursprünge liegen Jahrzehnte zurück, in Zeiten von Knappheit und Not. In vielen Ländern dieser Welt wurden städtische Flächen plötzlich beackert, um die Lebensmittelversorgung zu gewährleisten.
Heute sind die Gründe für Urban Gardening glücklicherweise anders gelagert. Gärtnern ist ein Hobby und keine Notwendigkeit mehr. Pflanzen und Blumen dienen der Ästhetik. Gartenarbeit eint oder vermag politische Statements zu setzen, wie das Guerilla Gardening beweist. Brachen, Grünstreifen, Dächer und Quartiere blühen auf. Originelle Gefässe setzen Statements und dienen als Kulisse. Kurzum, Urban Gardening verschönert das Stadtbild.
Vertikaler Garten auf dem Balkon: Das ultimative urbane Feeling
Urban Gardening findet insbesondere bei einer jüngeren, gut gebildeten und umweltbewussten Bevölkerung Anklang. Es ist vielen nicht egal, wie die Qualität der eigenen Nahrungsmittel ist. Ein Bewusstsein für mehr Naturbelassenheit hält Einzug. Aus den Anfängen der Urban Gardening-Bewegung, als einige wenige Gärtner Gemüse auf ihrem Balkongarten gezogen haben, ist ein kollektives Lebensgefühl geworden. Dabei sind die Vorteile vom vertikalen Garten auf dem Balkon,oder generell von begrünten Flächen — insbesondere in Zeiten des Klimawandels — nicht von der Hand zu weisen:
Grün kühlt! Pflanzen und Bäume senken nachweislich die Temperatur.
Begrünte und blühende Gärten regen die Sinne an. Gardening entspannt.
Urban Gardening leistet einen Beitrag zur Biodiversität, sodass jede und jeder konkret etwas tun kann.
Urban Gardening-Projekte fördern die Sensibilisierung für Naturanliegen. Gärtnern schafft ein Bewusstsein für die Ressourcen in der Lebensmittelproduktion.
Urban Gardening wertet das Leben in der Stadt auf.
Ran an den Balkongarten
Wer einen eigenen Balkongarten bepflanzen will, tut Gutes für sich und für die Umwelt. Was gilt es zu beachten, wenn ich auf meinem Balkon Urban Gardening betreiben will?
Erde: Alles beginnt und endet mit diesem Lebensstoff. Wer Erde kauft, wählt immer die torffreie Variante oder lässt sich beraten. Pflanzen haben unterschiedliche Bedürfnisse an die Nährstoffe und damit ans Erdreich.
Grüngut: Wohin mit den Grünabfällen? Der eigene Kompost ist zugleich der beste Dünger. Damit schliesst sich der Kreislauf. Für Balkon-Gärtner gibt es kompakte Wurm-Komposter. Wenn diese Anschaffung nicht im Budget liegt, investiert in einen grossen Behälter, um die Grünabfälle zu sammeln!
Wasser: Insbesondere in heissen Sommermonaten trocknen Pflanzen in Kübeln und Behältern schneller aus, als in einem Beet. Habt ihr einen direkten Wasseranschluss auf eurem Urban Gardening-Plätzchen? Gibt es die Möglichkeit, Regenwasser zu sammeln, vielleicht direkt in mehreren Giesskannen?
Standort: Wieviel Sonneneinstrahlung geniesst dein Urban Gardening-Paradies, eher sonnig oder eher sonnig-halbschattig? Die Sonnenexposition bestimmt deine Pflanzauswahl. Die coaduno App kann dir helfen, denn sie macht dir Vorschläge, basierend auf deinen Einstellungen und deinem Gärtnerprofil.
Vielfalt: Auch im Balkongarten wachsen die Pflanzen widerstandsfähig, wenn sie in Mischkultur mit anderen Pflanzen wachsen. Dabei gibt es Paare, die sich auch für das Balkonbeet eignen, wie: Radieschen und Kopfsalat, Gurken und Dill oder Erdbeeren und Knoblauch.
Timing: Auch auf dem Balkon ist Timing alles. Pflanzen wachsen zwar im Balkonbeet von der Witterung geschützt auf, trotzdem gilt es, den richtigen Zeitpunkt fürs Säen oder Setzen zu beachten. Sommergemüse wie Kürbis, Tomaten, Paprika/Chili, Randen... wirklich erst ab Mitte Mai pflanzen! Salate, Radieschen, Fenchel, Nüsslisalat, Spinat... vertragen eher Kälte.
Räumliche Dimensionen: Es lohnt sich, den zur Verfügung stehenden Raum mehrdimensional zu denken. Es gibt inzwischen für Urban Gardening-Fans viele schöne und zweckdienliche Gefässe. Nachfolgend ein paar Ideen:
(als DIY-Projekt) in Europaletten: Küchenkräuter (oben: Thymian, Rosmarin, mittig: Basilikum, aber auch Schnittsalat, unten: Petersilie)
hängend, in Blumenampeln: Walderdbeeren, Hänge-Erdbeeren, Oregano / Majoran
kletternd/rankend, im Trog entlang von Gittern: Kürbisse, Kiwi, Waldrebe/Clematis
kompakt, im Topf: Säulenobst, z.B. Säulenapfelbaum
Der Raumbedarf im Balkonbeet
Wer Inspiration und Anleitung braucht, um sein Urban Gardening-Reich zu bepflanzen, setzt beim Gärtnern auf unsere Gartenplaner-App. Wir haben für alle urbanen GärtnerInnen extra ein Profil kreiert mit dem Namen "Raumbedarf". Es geht darum, auf wenig Fläche, viel heraus zu holen.
Ein bisschen Ehrgeiz darf sein!
Schlussendlich geht es beim Urban Gardening aber vor allem um die Freude an der Natur und am Genuss. Denn nichts schmeckt besser, als frisches Gemüse aus heimischem, in diesem Fall 100% urbanem Anbau.
Happy gardening!
Ilaria
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